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Warum wir uns oft in Beziehungen zu Menschen hingezogen fühlen, die uns an unsere Eltern erinnern

Hast du auch schon mal gedacht, mit diesem Partner wird alles ganz anders und bist dann doch wieder in der selben Sackgasse gelandet? In diesem Artikel teilt Gastautorin Sandra Gotz, Trauma-Betroffene und Expertin für die Befreiung von toxischen Eltern, ihre persönliche Erfahrung und Einsichten aus ihrer letzten Beziehung.

Du erfährst hier:

Warum wir uns oft in Beziehungen zu Menschen hingezogen fühlen, die uns an unsere Eltern erinnern

Viele Frauen, die aus emotional belastenden oder traumatischen Kindheiten stammen, erleben es immer wieder: Sie geraten in Beziehungen mit Männern, die sie unbewusst an ihre Eltern erinnern. Obwohl sie sich schworen, nie so zu enden wie ihre Mutter. Obwohl sie glaubten, einen ganz anderen Typ Mann gewählt zu haben. Und obwohl sie das Gefühl hatten: Diesmal ist es anders.

Aber warum wiederholen wir diese Muster?

Und wie können wir sie durchbrechen?

Ich dachte, ich hätte das Muster durchbrochen – doch ich war mittendrin

Als ich mich vor zwei Jahren verliebte, dachte ich: „Endlich jemand ganz anderes als mein Vater.“

Er war ruhig, sensibel, empathisch, intellektuell. Er war kein dominanter Machotyp. Kein Choleriker. Kein Tyrann wie mein Vater es war. Kein Mann, der sich über andere erhob, laut wurde oder mich beschämte.

Er schien das komplette Gegenteil meines Vaters zu sein.

Mein damaliger Freund hatte nicht diese zerstörerische Energie, sondern eine erdende, sanftmütige Energie, zu der ich mich sehr hingezogen fühlte. Und ich war überzeugt: Diesmal mache ich alles anders.

Aber je tiefer ich in die Beziehung eintauchte, desto mehr schlich sich ein vertrautes, aber unbehagliches Gefühl ein: Ich fühlte mich immer mehr alleine. Emotional am Verhungern. Ich fühlte mich klein und unbedeutend. Ich verbog mich, um Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen. Nicht abgelehnt zu werden.

Diese toxische Dynamik war für mich erst schwer zu erkennen. Denn es gab kein toxisches Verhalten wie Abwertungen oder Demütigungen. Keine Schreie. Kein Drama. Keine verletzenden Worte. Keinen Streit oder endlose Diskussionen.

Stattdessen aber viele Lügen, verheimlichte Süchte, auf Abstand gehalten werden, Rückzug und faule Ausreden. In seiner Prioritätenliste stand ich immer weiter unten.

Es war eine andere Farbe – aber dieselbe Dynamik

Mich klein und unwürdig zu fühlen, kannte ich bereits gut aus meiner Kindheit. Das war mir vertraut. Und in dieser Beziehung war es nicht anders. Es war das gleiche Gefühl, aber in einem anderen Gewand.

Es war erschreckend, wie viele Gemeinsamkeiten ich nach und nach feststellen konnte, zwischen meinem damaligen Freund und meinem Vater:

  • Emotional nicht erreichbar sein

  • Suchtproblem

  • Ständiges Lügen, um eigene Vorteile zu erlangen

  • Leere Versprechungen

  • Sich als jemand anderes darstellen, als man in Wahrheit ist

  • Intellektuell philosophieren, aber nichts davon umsetzen

  • Nicht bereit sein, an sich zu arbeiten oder sich selbst zu reflektieren

  • Sich negativen Emotionen nicht stellen wollen

Ich war also nicht aus dem Muster ausgestiegen – ich hatte es bloß in anderer Verpackung wiederholt.

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Bindungstrauma tarnt sich oft als „vertraute Chemie“

Was mir damals nicht klar war:

Unsere Psyche sucht unbewusst nach dem Vertrauten – nicht nach dem Gesunden.

Selbst wenn uns jemand auf den ersten Blick „ganz anders“ erscheint, können darunter vertrauten Dynamiken liegen: emotionale Kälte, nicht ernst genommen werden, seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellen, Gefühl von Einsamkeit trotz Beziehung.

Für mein inneres Kind war das Normalität. Und so verliebte ich mich in einen Menschen, der mir das Gefühl von „Zuhause“ gab. Allerdings nicht die Art von Zuhause, die ich mir wünschte. Kein „Angekommen-sein“, sondern ein: „Das kenne ich schon aus meiner Kindheit.“

Wenn wir uns einen Partner auswählen, sind wir dabei nicht so frei, wie wir denken.

Sondern es laufen unbewusste innere Programme ab. Und so finden wir möglicherweise einen Partner attraktiv, der von einem Faktor bestimmt ist: dem Bindungstrauma unserer Kindheit.

Warum unsere Psyche das "Vertraute" sucht

Die Bindungsforschung erklärt dieses Phänomen recht klar: Unser Nervensystem sucht das, was es kennt. Selbst wenn es weh tat. Selbst wenn es toxisch war.

Die Prägung unserer Kindheit ist wie eine Landkarte in unserem Inneren. Sie bestimmt, wen wir als „normal“ empfinden und als „anziehend“.

Diese Muster laufen meist unbewusst ab. Deshalb fühlen sich viele Frauen von emotional nicht verfügbaren Männern angezogen. Von Narzissten, Bindungsängstlichen, vermeidenden Typen.

Nicht, weil sie das wollen – sondern weil ihr inneres Kind gelernt hat: „Liebe bedeutet warten, leisten, sich beweisen.“ Oder auch: „Liebe bedeutet Schmerz.“

Und dann verwechseln wir das innere Drama mit Leidenschaft. Die Aufregung der Hoch und Tiefs mit echter Verbindung. Die emotionale Distanz mit Reife.

Erkenntnis ist der erste Schritt

Ich dachte damals: „Wenn jemand mein Nervensystem so auf den Kopf stellt, muss er ja jemand Besonderes sein.“

Ich verwechselte die tiefen Gefühle für ihn mit meinem Bindungstrauma. Ich dachte, es wäre Liebe.

Diese Einsicht tat weh, aber sie war der Beginn meiner Heilung.

Denn erst als ich verstand, dass mein Beziehungsmuster aus meinem Bindungstrauma stammt, konnte ich aufhören, mich dafür zu verurteilen. Und es als Pech zu sehen, mich immer in die „falschen“ Männer zu verlieben.

Ich war nicht „beziehungsunfähig“. Ich suchte nur unbewusst nach dem, was mir vertraut war und mir scheinbar Sicherheit bot.

Die gute Nachricht ist: Was einmal geprägt wurde, kann auch umgelernt werden.

Und der erste Schritt ist das Bewusstsein über sein Bindungstrauma.

Reflexionsfragen für Dich: Wo wiederholst du dein Muster?

Vielleicht kennst du dieses Gefühl auch. Du hast das Gefühl, immer an „die Falschen“ zu geraten. Oder du fragst dich, warum du dich in einer Beziehung so verloren fühlst.

Hier sind ein paar Fragen, die dir helfen können, mehr Klarheit zu gewinnen:

  • Welche Eigenschaften deines Ex-Partners erinnern dich an Vater oder Mutter?

  • Welche Gefühle aus deiner Kindheit kennst du aus deinen Partnerschaften?

  • Wo hast du dich klein gefühlt, angepasst, geschwiegen, obwohl du innerlich rebelliert hast?

  • Hast du Angst, deine Bedürfnisse zu zeigen, aus Angst verlassen zu werden?

  • Was hat sich vertraut angefühlt – nicht im positiven Sinne, sondern weil du es „so kennst“?

  • Was würde dein inneres Kind sich heute wirklich wünschen in einer Beziehung?

  • Was bedeutet Liebe für dich jenseits von Drama, Angst und emotionalem Hunger?

Über die Autorin

Bild von Sandra Gotz

Sandra Gotz

Sandra begleitet Menschen mit toxischen Kindheitserfahrungen auf ihrem Weg der inneren Heilung. Auf ihrem Blog teilt sie persönliche Einsichten und Erfahrungen im Umgang mit toxischen Eltern und inspiriert dazu, alte Wunden achtsam zu verwandeln.

Ihr Angebot umfasst heilsame Affirmationen, geführte Meditationen und Online-Kurse - für mehr Selbstwert, gesunde Grenzen und emotionale Freiheit.

www.kindheit-ohne-liebe.de

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