Toxischer Liebeskummer: Erkennen, Verstehen und Überwinden
Liebeskummer ist eine universelle Erfahrung, die fast jeder Mensch mindestens einmal im Leben durchmacht. Toxischer Liebeskummer geht über den normalen Schmerz einer Trennung noch hinaus. Er ist das Ergebnis einer Beziehung, die von emotionaler Abhängigkeit, Manipulation oder auch Missbrauch geprägt war. Solche Beziehungen hinterlassen tiefe Wunden, die schwerer heilen als bei einem „normalen“ Liebeskummer.
Du erfährst hier:
Kalter Entzug – Die Symptome von toxischem Liebeskummer
Der Schmerz, den du bei toxischem Liebeskummer empfindest, kann mit einem kalten Entzug verglichen werden. Während der Beziehung wurden eine Vielzahl von Neurotransmittern und Hormonen produziert, die dich glücklich und geborgen fühlen ließen, gepaart mit einer ordentlichen Portion Stresshormonen durch die Höhen und Tiefen der Beziehung. Diese Chemikalien wirken wie natürliche Drogen auf unser Gehirn.
- Dopamin: Dieses „Haben-wollen“-Hormon wurde freigesetzt, wenn du mit deinem Partner zusammen warst und wird es auch jetzt, wenn du an ihn denkst. Es erzeugt ein Gefühl von Euphorie und Belohnung. Gerade durch die Nicht-Verfügbarkeit wird die Dosis angekurbelt.
- Serotonin & Oxytocin: Serotonin reguliert unsere Stimmung, unser soziales Verhalten, unseren Appetit und Schlaf. Auch bekannt als das „Kuschelhormon“, spielt Oxytocin eine wichtige Rolle in der Bindung und im Gefühl der Nähe zu deinem Partner. In einer gesunden Beziehung tragen stabile Serotonin- und Oxytocinwerte zu einem Gefühl der Zufriedenheit bei. In der toxischen gab es immer wieder Häppchen davon, die dein Körper wieder haben möchte.
- Cortisol: Durch die wiederkehrenden Tiefs war auch ständig viel von dem Stresshormon Cortisol im Blut. Sowohl die Beziehung selbst als auch die Trennung sind großer Stress für dein Nervensystem.
Wenn eine Beziehung endet, insbesondere eine toxische, wird die Produktion von Serotonin und Oxytocin abrupt reduziert, während Dopamin und Cortisol steigen. Das führt zu Entzugserscheinungen, die mit denen von Drogenabhängigen vergleichbar sind. Du fühlst dich rastlos, verzweifelt und emotional instabil. Dein Körper und dein Gehirn müssen sich neu anpassen, was Zeit und Geduld braucht.
Typische Symptome in dieser Entzugsphase sind:
Extreme emotionale Schwankungen
Momente der Klarheit und Erleichterung wechseln sich mit Gefühlen von Verzweiflung, Wut, Schuld und Angst ab und mischen sich mit dem Gefühl von emotionaler Taubheit.
Selbstwertverlust
Das Gefühl, nicht liebenswert, ohne den Ex-Partner wertlos oder selbst schuld an der Trennung zu sein.
Obsession
Ständiges Nachdenken über den Ex-Partner und ein krasses Bedürfnis seine Aktivitäten in sozialen Medien zu verfolgen oder in Kontakt zu gehen.
Isolation
Rückzug von Freunden und Familie, oft wegen der Angst vor Verurteilung und Unverständnis.
Physische Symptome
Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit oder Fressattacken, chronische Müdigkeit oder mitunter auch Panikattacken.
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4 Phasen, den toxischen Liebeskummer zu überwinden
Zuallererst ist es wichtig, anzuerkennen, was jetzt ist. Du fühlst dich mies und das ist vollkommen berechtigt und in Ordnung so. Nimm es an, dass es dir jetzt schlecht geht. Je mehr du dagegen ankämpfst, umso mehr Stress erzeugst du wiederum. Du musst jetzt nicht schnell wieder gut drauf sein, diese Phase gehört dazu. Sie wird nicht für immer anhalten und du darfst in ganz kleinen Mini-Schritten jetzt da raus gehen.
Phase 1: Alles ist sinnlos
Es ist erlaubt zu weinen, dich zu verkriechen, den ganzen Tag im Bett zu verbringen, dich von Tiefkühlkost zu ernähren, nicht zu duschen, wütend zu sein, dich in Selbstmitleid zu baden, dir Selbstvorwürfe zu machen, deinen Ex-Partner abwechselnd zu vermissen und zu hassen, alte Fotos zu gucken, ihn auf Social Media zu stalken, zu glauben, dieser Zustand geht nie vorbei, zu glauben, du würdest sterben (es fühlt sich so an, aber du wirst sehen, dass es nicht so ist). Bleib nur hier nicht hängen. Diese krasse Phase des Liebeskummers nach einer toxischen Beziehung, in der dir alles egal ist und du einfach nur leidest, sollte nicht länger als ein paar Tage anhalten. Wenn dieser Zustand länger andauert, wird es Zeit, dir Hilfe zu holen.
Phase 2: Anfangen, dir Gutes zu tun
Akzeptiere die schlechten Gefühle und gib ihnen Raum, aber fang an, dich immer wieder zu fragen, was es jetzt ein kleines bisschen besser für dich machen könnte. Spring unter die Dusche und wasche den Rotz der letzten Tage bewusst ab. Mach dir ein leckeres, gesundes Essen. Sprich mit anderen Menschen und triff dich wieder mit Freundinnen. Du wirst sehr wahrscheinlich anfangen, die Schuld bei dir zu suchen und dich zu hinterfragen. Es ist wichtig, dass jemand deine Gefühle bestätigt und deinen Entschluss, die Trennung durchzuhalten unterstützt.
Hör dir auch Podcasts an, schau Youtube-Videos oder lies Bücher, die sich mit toxischen Beziehungen beschäftigen, um dich besser zu verstehen. Hol dir meinen kostenlosen Mini-Audio-Kurs „Befreie dein Herz“, um die emotionale Abhängigkeit langsam zu lösen. Meditiere, um deinen Geist zu beruhigen. Nimm dir ein Kuscheltier mit ins Bett, damit du dich nicht so einsam fühlst, geh in die Natur, umarme Bäume, füttere Tiere im Tierpark und erzähle ihnen von deinem Leid. Egal wie bescheuert es dir erscheint, was immer sich jetzt tröstlich anfühlt: Mach es einfach!
Noch mehr Tipps, wie du nach einer toxischen Beziehung heilst und dein Nervensystem wieder in den Ausgleich bringst, findest du in meinem Blogartikel „Heilen nach toxischer Beziehung: vom Opfer- in den Erschaffermodus“.
Phase 3: Ausmisten und Reflektieren
Spätestens jetzt wird es Zeit, Social-Media-Kanäle zu blockieren, Fotos und Erinnerungen in einen Karton zu packen und im Keller zu verstauen und Bekannte zu bitten, dir keine Informationen über deinen Ex zukommen zu lassen. Jeder Kontakt und jede Info ist wie Salz in der noch offenen Wunde und verlängert deinen Heilungsprozess. Eine gesunde Mischung aus Ablenken und bewusstem Aufarbeiten ist jetzt wichtig. Weder in den negativen Gefühlen versinken, noch dich permanent ablenken.
Oft hilft ein Aufräumen im Außen, den Prozess des inneren Sortierens zu unterstützen. Jetzt ist eine gute Zeit, deinen Kleiderschrank auszumisten (Platz für Neues Schaffen), die Fenster zu putzen (einen klaren Blick bekommen) oder die Möbel umzustellen (dein Leben neu gestalten).
Falls du es noch nicht getan hast, fange an, ein Tagebuch zu schreiben. Schreib dir alles von der Seele, damit es raus ist und dein Gehirn die Gedanken nicht in Dauerschleife reproduzieren muss. In meinem Blogartikel „Toxische Beziehung verarbeiten und sie als Chance nutzen“ findest du jede Menge nützliche Ansatzpunkte für diese Phase.
Eine Menge an Bullshit-Gedanken kreisen jetzt in deinem Kopf. Bring sie ungefiltert zu Papier und frage dich dann: „Was ist wirklich wahr?“. Hier ein paar Beispiele für den typischen Gedankenschrott:
„Es war alles meine Schuld, dass die Beziehung gescheitert ist.“
Wahr ist, dass du allein keine Chance hast, eine Beziehung aufrechtzuerhalten, wenn der andere nicht auch investiert und bereit ist, an sich und der Beziehung zu arbeiten.
„Vielleicht hätte ich mehr tun können, um die Beziehung zu retten.“
Wahr ist, dass du ohnehin schon weit über deine Grenzen gegangen bist, um es irgendwie hinzukriegen.
„Ich werde nie wieder jemanden finden, der so perfekt für mich ist.“
Wahr ist, dass es Millionen von Menschen gibt, die stolz wären und sich freuen würden, jemanden wie dich an ihrer Seite zu haben. Wenn du alle abziehst, die zu alt/jung, vergeben, von ihrer Lebenseinstellung nicht passend, optisch nicht dein Typ etc. sind, dann bleiben immer noch ein paar Tausend übrig, die perfekt zu dir passen würden. Wahr ist auch, dass dein Ex sicher nicht perfekt für dich ist, denn dann wärst du jetzt nicht in diesem Zustand.
„Nie wieder werde ich jemanden so lieben können.“
Wahr ist, dass du jetzt gerade nicht offen für eine neue Beziehung bist und das ist gut so. Gerade ist es dran, die alte Beziehung aufzuarbeiten und das braucht seine Zeit. Wenn du deine bisherigen Lebensjahre von der durchschnittlichen Lebensdauer von 86 Jahren abziehst, bleiben sicher immer noch so zwischen 20 und 60 Jahre übrig. Na, wie wahrscheinlich ist es, dass du es in dieser Zeit wirklich nicht schaffen wirst, die aktuelle Phase zu überwinden, wieder auf die Beine zu kommen, gestärkt aus der Erfahrung hervorzugehen und dein Herz zur richtigen Zeit wieder zu öffnen für jemanden, der liebevoll damit umgeht?
„Ich bin es einfach nicht wert, geliebt zu werden.“
Wahr ist, dass du wertvoll bist und Liebe und Respekt verdienst, unabhängig von deiner Vergangenheit. Wenn jemand ein Goldstück wegwirft ändert das nichts an dem Wert des Goldstücks!
„Warum habe ich diese Warnsignale nicht gesehen?“
Wahr ist, dass es schwer ist, Warnsignale zu erkennen, wenn du emotional involviert bist. Die Vergangenheit kannst du nicht ändern, aber für die Zukunft ist dein Blick geschärft.
„Vielleicht können wir es noch einmal versuchen.“
Wahr ist, dass ihr es schon oft versucht habt und es besser ist, nach vorne zu schauen und aus den Erfahrungen zu lernen, anstatt in alte Muster zurückzufallen.
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Phase 4: Integrieren und nach vorne sehen
Nun beginnt die Phase, in der du die Erfahrungen und Lektionen aus der toxischen Beziehung in dein Leben integrierst und dich auf deine Zukunft konzentrierst.
Schreibe dir auf, was alles schief gelaufen ist, über welche Zeichen du hinweg gesehen hast und welches Verhalten du zukünftig nicht mehr akzeptieren wirst. Um dich neu auszurichten kannst du jetzt positiv formulieren. Zum Beispiel „Ich habe zu oft Verständnis für seine Ausraster gehabt“ wird zu „Ich gehe nur noch eine Beziehung zu einem Mann ein, der jederzeit respektvoll bleibt“ oder „Ich setze ab jetzt sofort eine deutliche Grenze, wenn ich angeschrien werde“. Aus „Ich habe zu lange daran geglaubt, dass er sich ändert“ wird „Ich messe andere Menschen ab jetzt an ihren Taten statt an ihren Worten“.
Du wirst merken, dass dir nach der toxischen Beziehung und der schlimmsten Phase des Liebeskummers plötzlich viel mehr Energie zur Verfügung steht. Nutze sie für neue Aktivitäten und Hobbies, die dir Spaß machen. Setze dir neue Ziele und freue dich auf die Zukunft. Es ist wichtig, dir einen neuen Lebensweg zu definieren, der unabhängig von der vergangenen Beziehung und auch von einem neuen Partner ist.
Wie lange dauert Liebeskummer nach einer toxischen Beziehung?
Jeder Mensch ist anders und es gibt keine festen Zeitfenster, wie lange der Liebeskummer nach einer toxischen Beziehung oder die einzelnen Phasen andauern. Bei der einen sind es ein paar Wochen und bei der anderen 2 Jahre. Es ist auch vollkommen normal, nochmal in ein Loch zu fallen, nachdem man sich eigentlich schon wieder besser gefühlt hat. Im Blogartikel „Trennung aus einer toxischen Beziehung durchhalten“ bekommst du noch mehr wertvolle Tipps.
Durch die Phasen hindurchzugehen, wird dir helfen, den toxischen Liebeskummer zu überwinden und du wirst letztendlich gestärkt aus der Erfahrung hervorgehen. So gut du kannst, ist gut genug. Zur Erinnerung: Heilung braucht Zeit! Mit Geduld, Unterstützung und Selbstfürsorge wirst du wieder Licht am Ende des Tunnels sehen.
Gerne unterstütze ich dich auf deinem Weg. Meld dich an für meinen kostenlosen Newsletter, hol dir den Mini-Audio-Kurs „Befreie dein Herz“ und mach den ersten kleinen Schritt, um deine Zukunft selbstbestimmt und mit mehr Liebezu gestalten.
Alles Liebe
Joleen
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Joleen Böhmert
Trennungs- und Beziehungscoach für Frauen
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